Ansprache zum Volkstrauertag am 16. November 2003
gehalten von Fritz Ruf, 3. Bürgermeister
   
         
    Was bedeutet und verbinden wir mit diesem Tag?

Im Jahre 1920 vom Volksbund Deutscher Kriegsgräber eingeführt und seit 1922 offizieller Gedenktag bis 1933 hielt diese Tradition. Vom nationalsozialistischen Regime abgeschafft, wurde er nach dem 2. Weltkrieg, in dem 55 Millionen Menschen den Tod fanden, 1949 wieder ins Leben gerufen. 1952 wurde der Volkstrauertag zum nationalen Trauertag erklärt. Fast jede Familie hatte einen Angehörigen verloren. Seit dieser Zeit gedenken wir der Gefallenen und Vermissten und der Toten unter der Zivilbevölkerung der beiden Weltkriege.

Heute 58 Jahre nach Beendigung des Krieges verblasst die Erinnerung zunehmend. Nur wenige können sich an die Opfer erinnern. Seit nahezu 60 Jahren herrscht Friede in Deutschland, Europa wächst immer mehr zusammen. Ist solch hoffnungsvollen Perspektiven noch Platz für Trauer? Sollte man diesen Gedenktag abschaffen? Nein, denn wer vergisst ist nicht fähig aus der Geschichte zu lernen.

Wie schnell die heile Welt zusammenbrechen kann zeigt uns der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, oder zeigen uns die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York. Was nach 1945 niemand für möglich gehalten hätte, dass deutsche Soldaten außerhalb unseres Landes eingesetzt werden könnten ist längst Realität. Im Kosovo als Teil der Friedenstruppe, in Afrika oder wie aktuell in Afghanistan, versuchen sie den Frieden zu sichern, humanitäre Hilfe zu leisten. Demnächst, wer weiß, vielleicht Einsatz im Irak? Diese Einsätze sind gefährlich, ob Unfälle oder Terroranschläge, es hat Tote gegeben, derer wir heute auch gedenken.

Der Volkstrauertag soll uns erinnern an Krieg, Vertreibung, Hass, Gewalt, ohne jedoch den zukünftigen Generationen eine Schuld aufzulasten. Es muss kantige, eckige Persönlichkeiten geben, die ihre Meinung frei äußern, auch wenn diese nicht populär ist. Es muss Querdenker geben und nicht nur solche, die den Medien nach dem Mund reden. Nur eine Vielfältigkeit von Meinungen und deren offener Umgang mit diesen werden das Ziel erreichen,

Friede in Deutschland und der Welt.

   
         
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