Meine 
                            sehr geehrten Damen und Herren
                          ... 
                            
                          Der 
                            Bußprediger vom Jordan, ein 
                            leiblicher Vetter Jesu und als sein Vorläufer 
                            bezeichnet, genannt Johannes der Täufer, ist 
                            - neben der Gottesmutter Maria - der einzige Heilige, 
                            dessen Geburtstag die Kirche neben 
                            dem sonst üblicherweise gefeierten Todestag 
                            begeht.
                          Aber 
                            nicht nur in der Liturgie hat der Verwandte Jesu Spuren 
                            hinterlassen.
                          Der 
                            Johannistag wird auch heute noch 
                            als ein Fest des Sommerhöhepunktes gefeiert. 
                            Die Johannisnacht am 24. Juni gilt als die kürzeste 
                            Nacht des Jahres.
                          Der 
                            Scheitelpunkt der „Negativentwicklung“ 
                            wird am 25. Dezember erreicht. Und genau in dieser 
                            Nacht (Wintersonnenwende) wird der Messias geboren; 
                            die Tage werden länger und die Nächte kürzer.
                          Die 
                            in der Bibel grundgelegte Lichtsymbolik 
                            spielt dem entsprechend nicht nur zu Weihnachten eine 
                            Rolle, sondern auch am Johannistag.
                          Die 
                            Sonnwendfeuer hat es wahrscheinlich schon in vorchristlicher, 
                            germanischer Zeit gegeben.
                          Sie 
                            erleuchten die Nacht, wenn Wotan 
                            Walhall verließ und segnend über die Erde 
                            schritt.
                          Da 
                            dieses Brauchtum auch zum christlichen 
                            Festanlass passte, wurde es übernommen.
                          Der 
                            Johannistag wurde zur „Sommerweihnacht“. 
                            Für diesen Tag galten strikte Vorschriften:
                          Unziemliche 
                            Trinksitten, Händeleien oder Ähnliches waren 
                            verpönt. Die Unverheirateten tanzten, oft bis 
                            zur Erschöpfung, um das Feuer. Zum Johannisfeuer 
                            gehört der segenbringende Sprung 
                            über das Feuer. Er überwindet Unheil, reinigt 
                            von Krankheit und wirkt je besser, je mehr über 
                            das Feuer springen.
                          Wenn 
                            ein Paar sich bei diesem Sprung nicht 
                            losließ, so deuteten dies die Menschen früher 
                            als ein gutes Zeichen für eine bald bevorstehende 
                            Hochzeit.
                          Vor 
                            dem Erlöschen des Feuers warfen die jungen Frauen 
                            einen Blumenstrauß, den sie 
                            zum Festkleid trugen, in die verlöschende Glut 
                            und sprachen: „Wie dieser Kranz möge all 
                            mein Missgeschick verbrennen und in Nichts zerfallen.“
                          Fackelschwenken 
                            und Scheibenschlagen haben sich mancherorts 
                            als paralleles Tun zum Sonnwendfeuer erhalten. Die 
                            Asche des Johannisfeuers wurde als 
                            Segen auf die Felder gebracht.
                          „Feuerspenden“ 
                            (Reisig, alte Besen, Stroh und Äste) 
                            galten damals als Ehrensache. Im Spruchgut der Eifel 
                            heißt es: „Wer kein Holz zum Feuer gibt, 
                            erreicht das ewige Leben nit.“
                          Um 
                            „alles Unglück für 
                            das kommende Jahr abzuwaschen“, gehörten 
                            mancherorts „Quellgänge“ 
                            zum Johannistag. Es musste fließendes 
                            Wasser aus Quellen oder Bächen sein, mit dem 
                            man die mit Blumen geschmückten Frauen besprengte.
                          Zum 
                            Johannistag gehörten früher Johanniskränze 
                            aus siebenerlei oder neunerlei Kräutern 
                            und Pflanzen. Die Kränze wurden über Tür 
                            und Fenster gehängt, um vor Geistern und Dämonen 
                            zu schützen, die in der Johannisnacht spukten.
                          In 
                            Mitteldeutschland warf man den Kranz über 
                            das Haus, damit der Segen wirkte. Gekreuzte 
                            Besen vor Türen und Toren wehrten Spukgestalten 
                            ab; ein Johanniskranz unter dem Kopfkissen 
                            brachte Glück in der Liebe, gleichfalls ein Blütenteppich 
                            unter dem Esstisch, das so genannte „Johannistreu“.
                          Die 
                            ungeheuere Popularität des Täufers im Mittelalter 
                            kann man an der weiten Verbreitung seines Namens 
                            in der Form „Johannes“, „Hans“ 
                            oder „Jean“ erkennen.
                          Auch 
                            in Fauna und Flora hat der Heilige 
                            seinen Namen hinterlassen: z.B. Johannisbeere, Johanniskraut, 
                            Johannisbrot und Johanniswürmchen (Glühwürmchen) 
                            belegen dies.
                          Auch 
                            als Wetterlostag spielt der Festtag 
                            seine Rolle. Bekannt sind z.B. die folgenden Bauernregeln:
                          Wenn 
                            die Johanniswürmer glänzen,
                            darfst du bereiten die Sensen.
                          Wenn 
                            kalt und nass Johannis war,
                            verdirbt er meist das ganze Jahr.
                          [Fackelzug]
                          Lassen 
                            Sie uns nun gemeinsam den Holzstoß entzünden.